BMEL-Forschungsprojekt „Autonomie und Gemeinwesen. Zur Identifikation bildender Künstler*innen mit ländlichen Räumen“ (AUGE)

Projektleitung

Prof. Dr. Stephan Beetz

Projektmitarbeiter

M.A. Ulf Jacob

Laufzeit

03/2023 - 02/2026

Forschungsaufgabe / Kurzbeschreibung

(Bildenden) Künstler*innen wird in den aktuellen Diskursen über Kultur in ländlichen Räumen eine zentrale Rolle zugeschrieben. Als Quellen der Inspiration, Kommunikation, Bildung und kreativen Qualifikation von Lebenswelt und Alltag können sie maßgeblich zur Entwicklung dörflicher und kleinstädtischer Gemeinwesen beitragen. Doch gibt es neben den Erzählungen von Wertschätzung, Anerkennung und nachbarschaftlicher Einbindung auch solche von wechselseitigem Unverständnis, Fremdheit, Ablehnung und paralleler Existenz. Demnach stehen Künstler*innen mit ihrem Anspruch der (ästhetischen) Autonomie oftmals im Spannungsverhältnis zur Bevorzugung des Populären, Nutzbringenden und „Normalen“ seitens der Bürger*innen. Auch bei grundsätzlicher Offenheit scheint es keineswegs selbstverständlich zu sein, dass sich die vorhandenen Potentiale dauerhaft im Sinne eines beiderseitig förderlichen Miteinanders entfalten können.

Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel unseres Forschungsvorhabens, genauer zu ergründen, welche Perspektiven bildende Künstler*innen, die dauerhaft in ländlichen Räumen leben und arbeiten, auf ihre sozial-, kultur- und naturräumliche Umwelt haben und welche Wechselbeziehungen zwischen beiden Seiten bestehen. Gefragt wird u.a. nach der Identifikation bildender Künstler*innen mit ihrem ländlichen Lebensumfeld, nach ihren örtlich und regional bezogenen Mitwirkungs- und Gestaltungsansprüchen in Gesellschaft und Kultur, nach der Widerspieglung ihres Umweltverhältnisses im künstlerischen Werk und nach Möglichkeiten der Annäherung und Moderation, die vor Ort dazu beitragen können, dass das gesellschaftliche Vermögen der Bildkünstler*innen und ihrer Kunst besser zur Geltung kommt. 

Unser Ansatz ist interdisziplinär. Er verbindet thematische und methodische Zugänge aus Soziologie, Kunstwissenschaft und – in Zusammenarbeit mit dem Filmemacher Bernhard Sallmann – Dokumentarfilmkunst. Im prozesshaft fortschreitenden Wechselspiel von Theorie, Begriffsbildung und Empirie gilt es, den ländlichen Sozialraumbezug von ca. 12 bis 15 bildenden Künstler*innen in den Untersuchungsregionen Erzgebirge, Uckermark und Eifel mittels verstehender Interviews, teilnehmender Beobachtung und filmkünstlerischer Feldforschung zu erkunden. Dabei wird ein vielschichtiges Material generiert, dessen Elemente – Narrationen, Berichte, Bildsequenzen, Klangspuren – sich ergänzen, aber auch zueinander in Spannung treten können. Flankierend  werden die empirisch gewonnenen Befunde im Literatur- und Quellenstudium mit lokalen und regionalen Kontextdaten aus Geschichte, Sozioökonomie, Demografie usw. kontrastiert. Von analytischem Interesse ist es auch, ob und inwiefern sich die Identifikation mit ländlichen Räumen in Ost und West sowie generational unterscheiden.

Das Forschungsprojekt AUGE ist dialogisch, vernetzt und kooperativ angelegt. Neben dem Gespräch mit den Kunstschaffenden wird auch der Austausch mit kommunalen Entscheidungsträgern gesucht. In einem zweistufigen Workshop-Verfahren sollen die empirischen Erkenntnisse und theoretischen Verallgemeinerungen mit den Beteiligten diskutiert, validiert und geschärft werden. Forschungsprozess und Transfer werden zudem von Praxispartner*innen aus dem künstlerischen Verbands- und Vereinswesen begleitet. Kernstücke der Ergebnisvermittlung werden die öffentliche Präsentation des filmischen Forschungsbeitrages und eine Abschlusspublikation sein, die wesentliche Einsichten aus Projekt und Debatte zusammenfasst. Auch auf diese Weise soll versucht werden, Gelingensbedingungen und Barrieren im Verhältnis von bildenden Künstler*innen und ländlichen Gesellschaften sichtbar zu machen sowie Ansatzpunkte und Wege zu einer fruchtbaren Wechselwirkung aufzuzeigen.

Filmkünstlerische Forschung

Praxispartner (Netzwerk im Aufbau)

Landesverband Bildende Kunst Sachsen e.V.
https://www.lbk-sachsen.de/

Kunstkeller Annaberg e.V.
https://www.kunstkeller-annaberg.de/ 

Projektförderung

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Fördermaßnahme  Bundesprogramm Ländliche Entwicklung (BULE), Förderbereich „Faktor K – Forschung zum Faktor Kultur in ländlichen Räumen“

https://www.ble.de/DE/Projektfoerderung/Foerderungen-Auftraege/BULE/Foerdermassnahmen/Forschungsvorhaben/LandKulturForschung.html