Nachruf

Wolfgang Scherer, 09.06.1947 – 16.01.2022

Prof. Dr. Wolfgang Scherer ist am 16.01.2022 plötzlich verstorben. Mit ihm verliert die Fakultät Soziale Arbeit einen hochengagierten, bei den Kolleg:innen, Mitarbeiter:innen wie Student:innen gleichermaßen beliebten und geschätzten Hochschullehrer. Darüber hinaus war er ein Menschenfreund. Seine warme, empathische und wohltuend pragmatische Art, mit uns zu arbeiten, Gemeinsames durchzusetzen und auch zu streiten, werden wir alle vermissen.

Zum Sommersemester 1995 wurde er auf die Professur „Sozialpolitik und Gemeinwesenarbeit“ berufen, die er bis zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand im Wintersemester 2012/13 innehatte. Danach blieb er mit seinen beiden Lehrveranstaltungen „Armut und Sozialpolitik“ und „Gemeinwesenarbeit“ auch als Lehrbeauftragter eine verlässliche, inspirierende und historisch unerschöpfliche Quelle verkörperter Sozialer Arbeit. Davon konnten die Studierenden bis drei Tage vor seinem Tod profitieren.

Für den Fachbereich war seine Berufung ein Glückfall, weil sich in seiner Berufsbiografie unterschiedliche Facetten Sozialer Arbeit authentisch spiegeln: Er war Sozialarbeiter und Soziologe, kannte und konnte Verwaltung; Arbeitslosigkeit, Armut und Obdachlosigkeit waren der Zugang zu „seinen“ Klient:innen; als Geschäftsführer des Fachhochschulverlages Frankfurt a.M. und als Geschäftsführer der BAG Sozialhilfeinitiativen (SHi) hatte er sich publizistisch und politisch für die Interessen von Adressat:innen Sozialer Arbeit engagiert. Hieraus rührten seine abrufbare Vehemenz und seine nicht nachlassende Empörungsfähigkeit, wenn es um Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und politischen Hochmut ging. Seine gelegentlich sichtbar werdende Berührbarkeit gründete in eigenen biografischen Erfahrungen mit der prekären Seite des Lebens.

Seinen Blick auf die Welt teilte er uns auch fotografisch mit. Den Bürger:innen der Stadt Roßwein, die als Hochschulstandort für ihn und seine Familie einige Jahre auch sein Lebensort war, schenkte er so einige Ausstellungen; später moderierte er hier einen Bürgerdialog.

Bei all dem begegnete er Menschen offen, neugierig und freundlich – ohne einen Anflug des Besserwissens, ohne Beharren auf den eigenen Erfahrungen und ohne ideologische Überhöhung des Gerechten. Das bildete das Kapital, dass er uns als Studiendekan, als Dekan, als Lehrender, als Kollege und als Freund gerne und so freigiebig zur Verfügung stellte. Lehren machte ihm großen Spaß, auch wenn es ihn zunehmend anstrengte. Wir hätten gerne weiter darauf zurückgreifen dürfen. Er wollte immer noch wissen, was es Neues gab, an der Fakultät. Wir würden es ihm gerne immer noch weitererzählen und seinem fröhlich einladenden Hallo begegnen.

Das Kollegium der Fakultät Soziale Arbeit