Praxisforschungstag: Masterstudierende präsentieren vor Kooperationspartner

Masterstudierende der Sozialen Arbeit präsentierten am 27. März 2019 erste Forschungsschritte und besuchen die Wanderausstellung "Behindern-verhindern" im Zentrum für Medien und Soziale Arbeit

Im Jahr 2008 trat das Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Kraft, mit seit 2017 geltendem Bundesteilhabegesetz wird dieses Abkommen nun in Deutschland umgesetzt. Behinderung ist ein Thema, dass alle Lebensalter umfasst und jeden betreffen kann und zudem ein Arbeitsfeld sozialarbeiterischen Handelns darstellt.

Nun setzen sich Masterstudierende der Sozialen Arbeit in einem dreisemestrigen Praxisforschungsprojekt wissenschaftlich mit dem Thema Behinderung und Teilhabe am Erwerbsleben auseinander.

Angeregt wurde das Projekt vom Verein „Arbeit und Toleranz e.V.“, der in Mittweida ansässig ist. Dieser hat es sich zum Ziel gesetzt, im Rahmen der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes die Realisierung alternativer Beschäftigungsmöglichkeiten anstelle einer Arbeit in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung zu prüfen und aufzuzeigen. Ein Kooperationsvertrag zwischen dem Verein und der Fakultät Soziale Arbeitet bildet den Rahmen für wissenschaftliche Begleitung durch die Hochschule einerseits, auf der anderen Seite stehen den Studierenden durch den Verein kompetente Ansprechpartner*innen und Gatekeeper zur Seite.

Ein Praxisforschungstag am 27.03.2019 mit Vertreter*innen des Vereins, verschiedener Fachdienste, des Landratsamtes und der Wirtschaft bot den Studierenden die Möglichkeit, ihr Forschungsvorhaben zu präsentieren.


Eine Gruppe Studierender prüft die Möglichkeit alternativer Arbeitsmöglichkeiten am Beispiel des Flöhaer Reitvereins. Sie untersucht, welche personellen, räumlichen und rechtlichen Bedingungen erfüllt sein müssen, um Menschen mit Behinderung im Reitverein Flöha e.V. zu beschäftigen. Das Bundesteilhabegesetz bietet dazu mehrere Möglichkeiten, u.a. durch unterstützte Beschäftigung, dem Budget für Arbeit oder der Möglichkeit, „Anderer Anbieter“ (als Alternative zur Werkstatt für Menschen mit Behinderung) zu werden. Mithilfe leitfadengestützter Interviews sollen unterschiedliche Sichtweisen dazu erfasst werden, u.a. die einer Sozialpädagogin, die auch als Reitlehrerin für Menschen mit Behinderung arbeitet sowie eines Reiters mit Behinderung. Zudem sind Gespräche mit Juristen und Vertreter*innen der Agentur für Arbeit geplant.

Eine zweite Gruppe geht der Frage nach, welche Voraussetzungen für Arbeitgeber*innen des sozialen Bereichs im Raum Chemnitz gegeben/erfüllt sein müssen, um Menschen mit Behinderung zu beschäftigen. Mithilfe einer quantitativen Befragung soll erforscht werden, was Unternehmen hindert, Menschen mit Behinderung einzustellen, in welchen Bereichen sie tätig sein können und welche Voraussetzungen für eine Beschäftigung erfüllt sein müssten. Auch wird der Ist-Stand der Beschäftigung behinderter Menschen in sozialen Unternehmen in der Chemnitzer Region erfasst.

Eine besondere Art von Unternehmen nimmt eine dritte Gruppe in den Blick. Sie setzt sich mit Inklusionsunternehmen auseinander und prüft deren Möglichkeit der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. Inklusionsunternehmen sind Unternehmen die sich verpflichten, mindestens 30% der Arbeitnehmerschaft mit Behinderung einzustellen. Am Beispiel des Inklusionsunternehmens Paso Doble in Kleinwachau soll dargestellt werden, welche Schritte zur Gründung eines solchen Unternehmens gegangen werden müssen und welche finanziellen sowie unterstützenden Angebote es für Arbeitgeber*innen gibt. Ein weiterer Punkt der Recherchearbeit ist herauszufinden, inwieweit Menschen mit Behinderung von dieser Art der Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt profitieren.


Der Austausch endete mit einem gemeinsamen Rundgang durch die Wanderausstellung „Behindern verhindern – Zeit für barrierefreies Handeln“ des Sächsischen Sozialministeriums, die für drei Wochen im Zentrum für Medien und Soziale Arbeit zu sehen war.


Das von Prof. Dr. Isolde Heintze und Friederike Haubold begleitete Projekt läuft noch bis Ende Februar 2020, dann sollen die Ergebnisse in einem weiteren Praxisforschungstag präsentiert werden.