Erlebnispädagogik-Seminar 2019

Text: Martin Winkler

Fotos: Anne Kröhnert

Am 15.05.2019 traf sich unsere zehnköpfige Seminargruppe gegen 9 Uhr Ortszeit am Wasserschloss Podelwitz. Der Himmel war grau und es nieselte, folglich starteten wir alle hellauf begeistert und gut gelaunt in unser dreitägiges Abenteuer. Nach zwei kurzen Kennlernspielen unter der Anleitung des Dozenten Marcel Wilksch erwärmten sich im Gegensatz zur Umgebung zumindest unsere Gemüter und wir waren bereit für den ersten theoretischen Input. Wir erhielten Informationen über das Lernen durch Erlebnisse und welche Rolle unsere Köpfe, Herzen sowie Hände und Füße diesbezüglich übernehmen. Des Weiteren erfuhren wir von dem Modell der Heldenreise, das wir in den nächsten drei Tagen am eigenen Leib erfahren durften.

Doch bevor die Reise tatsächlich beginnen konnte, stand uns noch eine Lunch- und Gepäckchallenge bevor. Während ein Teil der Gruppe den Pavillon, die Zelte und weitere diverse Gegenstände im Transportfahrzeug verstauten, mussten sich die anderen auf ihrer Suche nach einem nahrhaften Mittagsmahl mit den widersprüchlichen Wegbeschreibungen der einheimischen Podelwitzer auseinandersetzen. Dieses Hindernis zu überwinden, verlangte uns wahrhaftig einiges gemeinschaftliches Lachen ab.

Nachdem das Gepäck verstaut und für das Mittagessen gesorgt war, folgten die Vorstellung des Sicherheitsbegriffs und des Entscheidungsdreiecks, sowie ein kurzes Briefing zum Verhalten auf dem Wasser und im Schlauchboot. Ehe wir uns versahen, saßen wir bereits in diesem und paddelten bei nicht vorhandenem Sonnenschein munter die Freiberger Mulde entlang.

Natürlich bekamen wir für die erste Etappe unserer Heldenreise einen optionalen Auftrag: das Sammeln von Brennholz für den Abend. Aus diesem Grund fuhren wir hier und da rechts ran, um besagtes Material zu beschaffen. Bereits dieses Unterfangen erforderte von uns einiges an Absprache und Kommunikationskompetenz - immerhin saßen wir alle im selben Boot.

Knapp dreieinhalb Stunden später erreichten wir unser Ziel: Höfgen. Hier erwartete uns eine weitere Theorieeinheit. Wir erfuhren vom Wesen der Erlebnispädagogik, hörten von Arche-Typen und lernten das Modell der Welt kennen. Anschließend stand die Wahl des nächtlichen Schlafplatzes an. Unter dem Motto „Challenge by Choice“ konnten wir uns zwischen einer Nacht im Zelt oder in dem für uns reservierten Pfarrhaus entscheiden.

Nach dem Aufbau der Zelte ließen wir den ersten Tag gemeinsam mit Grillgut und einem gemütlichen Lagerfeuer ausklingen.

Das Erwachen am nächsten Morgen erfolgte individuell. Während der Vorbereitung des gemeinsamen Frühstücks im Pfarrhaus, schmissen zwei Kommilitonen erneut den Grill an, um aufgrund des fehlenden Backofens drei Tüten Aufbackbrötchen über offener Flamme in wohlschmeckende Briketts zu verwandeln. Ein Großteil war tatsächlich genießbar und so ließen wir es uns gut schmecken.

Einige Brötchen und Tassen Kaffee später erfolgte erneut eine Theorieeinheit. Diese nahm Bezug auf das Teamphasen-Modell nach Tuckman, sowie das Führungskontinuum nach Tannenbaum und Schmidt. Darüber hinaus erhielten wir für die bevorstehende Wanderung nach Grimma den Auftrag, die Modelle der Erlebnispädagogik in Kleingruppen auszuarbeiten. Bevor wir die Wanderung allerdings antreten konnten, mussten wir aufgrund einer unvorhersehbaren Lappalie unsere kleine Zeltstadt abbauen. Anschließend entschied sich unsere Gruppe trotz Verzögerung die Wanderung nach Grimma anzutreten.

In Grimma angekommen, stand bereits die nächste Herausforderung bevor: Das Erklimmen einer 10-Meter-Wand in der örtlichen Kletterhalle. Nachdem wir das Prinzip der Redundanz nicht nur gehört, sondern auch erfahren hatten, ging es erneut unter der Prämisse „Challenge by Choice“ ans Erklimmen der Wand. Da uns die Bootsfahrt des vorangegangenen Tages noch in den Knochen steckte, barg die künstliche Steilwand noch einmal eine besondere Herausforderung für Körper und Geist. Doch damit nicht genug. Immerhin stand uns abschließend eine 15-Kilometer-Radtour mit den Siebenrädern bevor.

Nach einer gruppeninternen Debatte bezüglich der einzuschlagenden Route verschwanden wir mit den sonderbaren Vehikeln unter lautem Fluchen eines Kommilitonen kurzerhand für dreißig Minuten im Dickicht. Doch als wir schlussendlich wieder asphaltierte Straßen erreichten, stellte sich das gemeinsame Gruppengefühl erneut ein und wir strampelten - wenn auch ein wenig transpirierend - gut gelaunt Podelwitz entgegen. Dort angekommen, tauschten wir die Siebenräder gegen unsere KFZs und düsten zurück nach Höfgen, um die zuvor bestellten Pizzen genüsslich im Pfarrhaus zu verspeisen.

Der dritte Tag begann ähnlich dem Zweiten. Allerdings hatten in dieser Nacht aufgrund des Zeltabbaus fast alle im Pfarrhaus genächtigt. Und zum Frühstück gab es dieses Mal frische Brötchen vom Bäcker welche uns Marcel Wilksch uns freundlicherweise spendierte.Wie am Vortag erfolgte einige Brötchen und Tassen Kaffee später unsere letzte Theorie-Einheit. Während dieser erklärten wir uns gegenseitig die auf der Wanderung ausgearbeiteten Modelle der Erlebnispädagogik - das Komfort-Panikzonen-Modell, das Johari-Fenster, sowie den Erlebnisorientierten Lernzyklus. Nach einer abschließenden Reflexionsrunde stellten wir die Ordnung im Pfarrhaus wieder her und drei unserer Kommiliton*innen legten die Prüfung ab.

Anschließend ließen wir das dreitägige Seminar im Gasthaus „Zur Wassermühle“ bei einem deftigen Mittagessen gemütlich ausklingen.