Praxisforschungsprojekt

Entwicklung einer Sozialberichterstattung für den Landkreis Mittelsachsen

Am 27.01.2016 fand an der Fakultät Soziale Arbeit der zweite Praxisforschungstag des Projektes „Entwicklung einer Sozialberichterstattung für den Landkreis Mittelsachsen“ statt. Im Rahmen des Praxisforschungsprojektes widmeten sich Masterstudierende über drei Semester verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkten. Die Ergebnisse der studentischen Untersuchungen wurden den VertreterInnen des Landkreises aus den Bereichen Jugend, Gesundheit, Soziales und dem Jobcenter vorgestellt und ergänzen den Sozialbericht, welcher im dritten Quartal des Jahres veröffentlicht wird. 

Unter dem Titel "Regionale Differenzierung psychischer Erkrankungen und deren Auswirkung auf die gemeindepsychiatrische Versorgung im Landkreis Mittelsachsen" forschte eine Gruppe zu psychischen Erkrankungen im Landkreis, deren Häufigkeit und regionaler Verteilung. Die Studierenden zeigten auf, dass die häufigste Diagnose „F32“ – die depressive Episode – ist und leiteten daraus erste Bedarfe für die gemeindepsychiatrische Versorgung ab.

Eine weitere Gruppe befasste sich mit Familien- und Haushaltsstrukturen im Landkreis Mittelsachsen im Allgemeinen und zeigte im Speziellen die Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung auf. Die quantitative Untersuchung zeigte deutlich, dass besonders bei alleinerziehenden Elternteilen mehr Bedarfe bestehen als in anderen Familienformen.

Thematisch knüpfte die dritte Arbeitsgruppe unter der Überschrift: „Von Ostrau bis Neuhausen – Kinder und Jugendliche in besonderen Lebenslagen“ an und untersuchte beispielhaft in ausgewählten Kindertageseinrichtungen, ob und wie Benachteiligung sichtbar wird. Ein besonderes Augenmerk lag auf dem Stadt-Land-Vergleich im Landkreis. Perspektivisch sollte diese Untersuchung in einem größeren Rahmen weitergeführt werden, um auch andere Altersgruppen zu erfassen und Typisierungen spezifischer zu charakterisieren.

Quantitative Ergebnisse zu der immateriellen Lebenslage „Teilhabe am Erwerbsleben“ präsentierten zwei Studentinnen, die sich mit Erwerbsbeteiligung und Arbeitslosigkeit der mittelsächsischen Bevölkerung beschäftigt haben. Anschaulich verdeutlichten sie in diesem Kontext den Forschungsprozess im Zeitverlauf; wie es also von der Fragestellung über die Anfrage, Aufbereitung und Auswertung von Daten zu validen Ergebnissen kommt.

Abschließend wurde eine erste Bestandsanalyse der Pflegeinfrastruktur des Landkreises vorgestellt. Mittels Fragebogen wurden neben der Altersstruktur der AdressatInnen und dem Grad der Pflegebedürftigkeit auch institutionelle Kapazitäten und Angebotsstrukturen erfragt.

Die Ergebnisse der Forschungsgruppen untermauern die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Sozialberichterstattung. Sie bilden Lebenssituationen ab, zeigen Entwicklungen gesellschaftlicher Teilhabechancen in bestimmten Gebieten auf, widmen sich der Frage, wo soziale Problemlagen entstehen können und welche Bedarfe sich bezüglich der Versorgung mit sozialer Infrastruktur ergeben.
Für die Verfassung des ersten kommunalen Sozialberichts des Landkreises Mittelsachsen sind die Ergebnisse aus dem Masterprojekt der Fakultät Soziale Arbeit ein wichtiger Baustein und damit auch ein weiterer Schritt hin zur Integrierten Sozialplanung.
Unter Leitung von Prof. Dr. Isolde Heintze werden die Projektmitarbeiterinnen Tabea Esche, M. A. und Friederike Haubold, B. A. in den kommenden Monaten weitere Auswertungen für den Sozialbericht vornehmen.

Autorinnen:
Tabea Esche, M.A. und
Friederike Haubold, B.A.