Studienaufenthalt an der UMM in Maine

Der Entschluss war ziemlich schnell gefasst: ich möchte nach Maine! Den Grundstein für den Gedanken legte bereits das Projekt Crossing Borders, an dem ich im 2. Semester teilnahm. Der Besuch Dr. Lori Schnieders für das jährliche Tutoren-Meeting an unserer Fakultät erweckte so großes Fernweh, dass wir begannen meinen Aufenthalt zu organisieren. 

Coming to Maine

Bereits die Fahrt von Boston nach Machias entschädigt für den 7 stündigen Flug, besonders wenn man die Route 1, entlang der Küste mit ihren endlosen Sandstränden und den im viktorianischen Stil erbauten Villen auf der einen und endlosen, tiefen Wäldern auf der anderen Seite, nimmt.

Machias ist eine Kleinstadt im Washington County, Downeast Maine, die auch als Welthauptstadt der wilden Blaubeeren gilt (immerhin werden in der Region 95% der weltweiten Erträge produziert!). Der Name Machias stammt von den Micmac Indianern und bedeutet „böse kleine Wasserfälle“, die man im Ortszentrum von der Fußgängerbrücke aus gut sehen kann. Downeast stammt von „downwind and east“ und beschrieb zu früheren Zeiten die Richtung in welche Segelschiffe auf ihrem Weg nach New York und Boston segelten.

Die Menschen sind sehr herzlich und interessiert und man fühlt sich hier so sicher, dass man getrost Auto und Haus unverschlossen lassen kann. In Machias gibt es einige kleine Shops, Gallerien und Restaurants. Es ist nur etwas gewöhnungsbedürftig, dass fast überall hin gefahren wird und es viele Drive-Thrus gibt, selbst für Geldautomaten und Apotheken.

Ist Machias ein Mikrokosmos Amerikas? Hier scheiden sich die Geister. Ich denke ja, denn so sieht es in weiten Teilen des Landes aus. Amerika ist schließlich nur zu einem Bruchteil New York oder Los Angeles, vielmehr ist es die Ländlichkeit und Weitläufigkeit, die man hier findet.

University and Campus

Die University of Maine at Machias ist ein ‚Environmental Liberal Arts College‘ und gehört zu einem Universitätsverband von 7 Universitäten in ganz Maine. ‚Liberal Arts‘ bezeichnet ein US-amerikanisches Bildungsideal, welches besonderen Wert auf persönliche Entfaltung und die Förderung von Potenzialen legt. An der UMM werden verschiedene Studiengänge wie z.B. Biology, Business & Entrepreneurial Studies, Education; English, Creative Writing & Book Arts; Recreation & Tourism, Marine Biology oder Psychology & Community Studies angeboten.

Die Fakultätsgebäude, Studentenwohnheime, Mensa, Sportplatz, Fitnesscenter und Schwimmbad sind um eine kleine Grünfläche mit Teich angeordnet. Des Weiteren gehört zum Universitätsgelände ein Waldstück, in welchem man sich erholen, wandern oder joggen gehen kann.

Während meines Aufenthaltes nahm ich an den Kursen Psychosoziale Rehabilitation, Personal Growth teil. Zudem unterstützte ich Dr. Schnieders bei der diesjährigen Crossing Borders Gruppe, indem ich den Studierenden einige Tipps mit auf den Weg gab. Generell herrscht in den Kursen eine angenehme Lernatmosphere mit einer Gruppenstärke von ca. 16 Studierenden. Alle Kurse sind, auf eine gute Art und Weise, sehr fordernd, z.B. sollte bis zu jeder folgenden Stunde ein gewisses Kapitel im Buch gelesen und Aufgaben erledigt werden, die Stunden selbst beinhalten viel Gruppenarbeit und Diskussionen. Die Professoren motivieren und unterstützen ihre Studenten stetig, ihre persönlichen Ziele zu verwirklichen und geben gerne Rat.

Außerhalb der Kurse werden verschiedene Sportangebote und Clubs, wie z.B Basketball, Fußball, Ukulele und Outing Club, geboten zudem kann man Mitglied einer der 5 Studenten- oder 4 Studentinnenverbindungen werden. Andere Aktivitäten beinhalten Themen-, Film- oder Bingoabende, Musikveranstaltungen oder auch Lasertag in der Turnhalle.

Things to do, places to go

Acadia National Park ist ein, größtenteils auf Mount Dessert gelegenes, Naturparadies und bietet alles, was das Outdoor-Herz begehrt. Der Park kann zum einen auf der 43 km langen Loop-Road durchfahren oder auf den unzähligen Rad- und Wanderwegen, erkundet werden. Auf jeden Fall sollte man am Sand Beach, einem wunderschönen Sandstrand und dem Thunder Hole halt machen. Das Thunder Hole ist ein Naturphänomen, bei dem bei steigender Flut Luft in eine Felsspalte gedrückt und entweicht unter lautem Donnern. Es lohnt sich ebenso auf jeden Fall den 465 m hohen Cadillac Mountain zu erklimmen (keine Angst, es führt auch eine Straße zum Gipfel) und den Panoramablick über den Park, die Frenchman Bay und Bar Harbour zu genießen.

Ein kleiner Abstecher nach Kanada sollte zu jedem Aufenthalt in Maine gehören. Von Lubec aus gelangt man über eine kleine Brücke nach Campobello Island. Hier befindet sich eine, aus einem Park und dem Roosevelt Cottage bestehende, Gedenkstätte für den ehemaligen US-Präsidenten Franklin Delano Roosevelt, welcher die Sommer hier verbrachte. An der nördlichen Spitze der Insel befindet sich East Quoddy Lighthouse, eine in 1829 errichteter Leuchtturm der nur bei Ebbe zugänglich ist. Ein Geheimtipp ist ‘Monica’s Chocolates’ in Lubec, hier gibt es wunderbare, süchtigmachende Schokolade und schöne peruanische Schmuckstücke, die die Besitzerin aus ihrem Heimatland importiert.

White Water Rafting in Maine. Maine für seine drei einzigartigen Wildwasserflüsse Kennebec, Dead und Penobscot bekannt. Ich selbst hatte die Möglichkeit mit dem Outdoor Club der UMM an einem Rafting auf dem Penobscot im Baxter State Park teilzunehmen. Ein unbeschreiblich tolles Erlebnis! Vom Fluss aus kann man den Katahdin, mit 1605 m der höchste Berg Maines, sehen. Hier endet auch der Appalachian Trail, welcher vom Bundesstaat Georgia bis auf den Gipfel des Katahdin führt. Er ist mit 3805 km einer der längsten Wanderwege der Welt und man würde, in einem moderaten Tempo, ca. 6 Monate benötigen den ganzen Weg am Stück zu wandern.

Als Indian Summer wird die Wetterlage im Herbst bezeichnet in welcher die ‚Foliage‘, die Färbung der Blätter, stattfindet. Wetterlage und Bodenqualität ermöglichen dieses Farbspektakel, zudem können nur wenige Baumarten diese wundervollen Farben produzieren. Ich war also genau zum richtigen Zeitpunkt hier, um noch ein „leaf-peeper“ zu sein, wie die Indian Summer Touristen von den Einheimischen genannt werden.

Text und Fotos: Yvette Hauptlorenz