Wege, Irrwege, Pfade zur Sozialen Arbeit

Ireland, where the grass is green and the sky is grey. Ireland, where the people are friendly and the pubs are crowded.
Irland war für ca. 3 Jahre meine Heimat und ist seit dem ein Teil meines Herzens. Von Anfang an war ich begeistert von der freundlichen Art, die mir die Iren in Cork zur Begrüßung entgegenbrachten. Auch wenn ich am Anfang große Schwierigkeiten hatte, the cork people zu verstehen. Cork like. Aber wie auch my british english teacher in Irland sagte: „Verstehst du die Leute hier, verstehst du sie überall. –
Cork like!“
Tja, und so hab ich mich fleißig der irischen Kultur angepasst und durch viele, längst nicht alle Pubs durchgetrunken, (denn es gibt zum heutigen Stand 9386 Pubs in Irland). Nirgendwo - so behaupte ich mal frech weg - lernt man eine Sprache am Besten als bei nem kühlen Pint im Pub. Kontaktscheue Iren: Fehlanzeige. Die irischen Pubs sind wirklich so gemütlich, wie man sie sich vorstellt. In jedem Pub gibt´s eine Feuerstelle und oft auch traditionelle Live-Musik. Je älter die Musikanten, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass man dem Klacken der Spoons (Löffel) lauschen kann. Denn es gibt sie noch, die Tradition mit Suppenlöffeln zu musizieren.
Wenn ich nicht gerade im Pub Leute traf hab ich gearbeitet. Viel. Das wiederum bescherte mir den verdienten Feierabend, den ich wiederum - wie die anderen Iren und Nichtiren - im Pub begoss. Die Freizeit reservierte ich für die "Roadtrips". Mit meinen Freunden reiste ich durchs Land, stundenlang die grünen Hügel rauf und runter. Vorbei an Schafen, über kleine Brücken, vorbei an mehr Schafen, rüber zur Küste, vorbei an noch mehr Schafen, die wunderschönen cliffs bestaunt, die mutigen Schafe bestaunt, die auf den cliffs wanderten, vorbei an weiteren weniger mutigen Schafen zum nächsten irischen Dorf. So manches Dorf in Irland besteht aus nicht mehr als einer Kirche und einem Pub. Kommt man rein in den Pub, ist er voll. Nein, nicht voll mit Schafen, sondern voller Menschen, wobei man sich fragt wo die alle hergekommen sind.
Irland ist ein tolles Land. Verregnet und mystisch, wunderschön und beruhigend. Ich möchte jedem empfehlen, Ireland (oder irisch ausgesprochen "Éire") mal zu bereisen. Mein Tipp: raus aus der Stadt, rauf aufs Land, zu den Schafen. ;)

Immer wieder werde ich gefragt, wieso denn jetzt soziale Arbeit?

Also sozial war ich schon immer.
Hab Irland ade gesagt, meinen Rucksack gepackt und bin 5 Wochen durch Indien gereist. Diese Reise hat mich nachhaltig geprägt. Da ich nie dort war, hab ich ein paar Tipps von Indienreisenden befolgt. Klar. Taschenlampe und Toilettenpapier eingepackt, aber die Eindrücke vor Ort waren weit entfernt von den Vorstellungen, die ich als Europäerin mitbrachte. Ich kann sie schwer in Worte umwandeln, um dem Land und den Menschen dort halbwegs gerecht werden. Viele, sehr viele Menschen, Autos, Rikschas und Chaos, ebensoviel und noch mehr Lärm. Nebeneinander Armut und Überfluss.
Ungerechtigkeit bekommt hier einen völlig anderen Wert. Und Armut wird an jeder Ecke ganz groß geschrieben. Doch zwischendrin gabs immer wieder Menschen, die mir erst beim zweiten Hinsehen auffielen, die für mich die Helden des Alltags wurden. Eine Frau, die stehen blieb, auf die Knie ging, um sich mit einem „Krüppel“ zu unterhalten. Ein junger Mann, der einer alten knochigen Frau eine Orange schenkte. Ein gutgekleideter Herr im Bus, der einer alten, ärmlich aussehenden Frau seinen Platz anbot.....
Es gibt sie noch, die "guten Menschen", die den Alltag mit kleinen Gesten lebenswerter machen und durch kleine Schritte das Leben ein wenig menschlicher gestalten.
Diese kleinen Schritte möchte ich auch gehen. Überall und immer wieder in meinem Leben. Jetzt erst einmal in Sachsen, in einem kleinen Ort namens Roßwein.