Soziale Arbeit in Dresden

Highlight zum Semesterende

Auf den Spuren der Sozialen Arbeit in Dresden
Am 27. Juni 2013 besuchte die Werkstatt „Arbeitsfelder“ des 1. Semesters im Direktstudium des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit die Dresdner Neustadt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Meyer erkundeten die Studierenden den Stadtteil und nahmen einige Stätten der Sozialen und soziokulturellen

Ihren Ausgang nahm die Tour im selbstverwalteten Wohnprojekt „b33“ in der Böhmischen Straße. Hier haben sich 2007 vierzehn Familien zusammengeschlossen und als Baugemeinschaft zwei Mehrfamilienhäuser mit großem Innenhof in Passivbauweise errichtet. Die Seminargruppe nutzte den Gemeinschaftsraum als „Basis“ für Stadtrundgänge, genoss den Blick von der Dachterrasse über die Äußere Neustadt und verewigte sich schließlich auf der als Kreidetafel ausgeführten Erdgeschosswand zur Straße hin.

Christoph Meyer erläuterte auf kurzen Streifzügen durch den Stadtteil dessen Geschichte und Gegenwart – unter besonderer Betonung der Sozialen Arbeit, welche hier spätestens seit 1777 ansässig ist: An der ehemaligen Rädler’schen Erziehungsanstalt auf der Louisenstraße prangt noch heute das Relief mit der Aufschrift „Bete und arbeite!“. Hier wurde 1789 eine Arbeitsschule errichtet, die aus zwei Klassen bestand und in der außerdem Waisenkinder untergebracht wurden. Diese sowie Kinder, deren Eltern kein Schulgeld zahlen konnten, mussten dort nachmittags arbeiten. Weitere Stationen Sozialer Arbeit streifte die Gruppe im Vorbeigehen, so u.a. das (christliche) Café „Stoffwechsel“, das Kinder- und Jugendhaus „Louise“ sowie – im geburtenstärksten Stadtteil der Geburtenhauptstadt Deutschlands wenig verwunderlich – zahlreiche Kindergärten.

Der historische Teil erfuhr noch eine besondere Vertiefung durch das Gespräch mit Ulla Wacker vom Stadtteilhaus an der Prießnitzstraße. Seit den 1990er Jahren bietet das Gebäude Platz für soziale und soziokulturelle Projekte im Stadtteil. Es ist ein Kind des Bürgerengagements der Wende- und Nachwendezeit; hier haben unter anderem der Dresdner Verein für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transidente sowie deren Angehörige, „Gerede e.V.“ und das BRN-Museum ihren Sitz. Letzteres, welches eine Ausstellung zur Geschichte des Stadtteilfestes „Bunte Republik Neustadt“ enthält, nahm die Gruppe in Augenschein. Ulla Wacker beklagte die fortschreitende Gentrifizierung des Stadtteils. Diese führe zu einem Nachlassen des Engagements und zu einer sozialen Entmischung. Wo früher soziale Projekte und politische Initiativen tagten, seien es heute eher Yoga-Kurse und andere Wellness-Angebote, welche die Räume des Stadtteilhauses nutzten.

Den Höhepunkt und Abschluss des Tages bildete der Besuch des Offenen Treffs der Treberhilfe Dresden e.V. in der Nähe des Albertplatzes. Geschäftsführer Dieter Wolfer, gelernter Bankkaufmann, Diplom-Sozialarbeiter und Supervisor, erläuterte die Arbeit dieses Trägers der Kinder- und Jugendarbeit, der sich besonders um die Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in und aus sozialen Brennpunkten bemüht. Zu den Angeboten gehört ein Jumbo-Bus (Baujahr 1977), welcher an verschiedenen Stellen der Stadt für längere Zeit geparkt werden kann und dann als Anlaufpunkt Beratungs- und Gesprächsgelegenheit bietet. Weiter neben vielem anderem der Abenteuerspielplatz „Panama“ im Herzen der Dresdner Neustadt – wo nicht nur mit Klettergerüsten, sondern auch mit Tieren gearbeitet wird. Von der Vielfalt der Angebote, der Offenheit und dem kreativen Engagement, mit dem dieser Träger trotz erheblicher Mittelkürzungen durch die Stadt für und mit seinen Zielgruppen arbeitet, waren die Studierenden beeindruckt.

Insgesamt war das ein gelungener Abschluss für ein turbulentes Semester, so das Fazit von Professor Meyer.