Ein Sommersemester in Madrid

Ich heiße Isabel Ott und habe im Sommersemester 2013 ein halbes Jahr in Madrid an der Universidad Complutense Soziale Arbeit studiert. Ich war dort über Erasmus, einem Hochschulprogramm der EU, durch das ich finanziell unterstützt wurde.
Schon zu Beginn meines Studiums war mir klar, dass ich ein oder zwei Auslandssemester absolvieren möchte, denn ich kannte die Erfahrung im Ausland zu leben schon, da ich ein soziales Jahr in Peru gemacht habe. Nach dem ich mich über die Möglichkeiten eines Auslandssemester im 2. Semester informiert hatte, habe ich mich für ein halbes Semester entschieden und dafür, es nach meinem Praktikumssemester zu machen. Ich kann nur jedem/jeder empfehlen, sich frühzeitig über die Möglichkeiten eines Auslandsaufenthaltes zu informieren und auch darüber, wie dieser in den Studienablauf hineinpasst damit es später dann nicht zu Problemen kommt. Ich habe mich für Spanien entschieden, weil ich durch die Zeit in Peru schon relativ gut spanisch konnte. Die FH Mittweida hat eine Partnerschaft mit der Universität Complutense in Madrid so dass ich schlussendlich dort gelandet bin.

Ich habe wie gesagt ein Jahr vor dem Auslandssemester angefangen, mir die Bewerbungsunterlagen zu organisieren, Fragen zu klären und Unterschriften einzuholen. Ab dem 3. Semester habe ich dann richtig mit der Bewerbung angefangen. Solche Dinge wie Flug und Unterkunft sollte man auch früh klären bzw. suchen. Ich habe in einer WG mit vier Spaniern und einem Chilenen gelebt und mein Zimmer auf der Seite gefunden. Ich war zufrieden damit, denn das Zimmer war nicht teuer (240 ohne Nebenkosten) und relativ zentral gelegen. Außerdem fand ich es für mich persönlich sehr gut mit spanischsprechenden Menschen zu leben, denn so konnte ich wirklich mein Spanisch verbessern. An das WG-Leben musste ich mich etwas gewöhnen, gerade da die Spanier einen ganz anderen Tagesrhythmus haben. Es kann vorkommen, dass sie noch um Mitternacht angefangen haben zu kochen und dass auch unter der Woche, aber ich habe mich relativ schnell an ihren Lebensstil gewöhnt. Mir hat es auch gefallen, dass sie mir ein paar Plätze und Bars abseits der typischen Touristenorte zeigen konnte.

Das Zimmer hab ich mir schon gesucht und gefunden bevor ich nach Spanien geflogen bin, hatte so nur Bilder von dem Zimmer und der Wohnung gesehen. Ich hatte Glück damit, dass auch meine Mitbewohner sehr sympathisch und nett waren und die Wohnung auch so aussah wie auf den Bildern. Man kann da natürlich auch Pech haben bzw. gibt es auch WGs, die möchten den neuen Mitbewohner/die neue Mitbewohnerin erst mal kennenlernen. Andere meiner Kommilitoninnen haben darum sich zuerst ein Hostalzimmer in der Stadt genommen und von dort aus ein Zimmer gesucht.
Ich kann jedenfalls nur empfehlen, sich eine WG mit spanischsprechenden Menschen zu suchen, denn so kann man sein spanisch wirklich verbessern bzw. spanisch lernen.

Das Studium an der Universität war schon sehr anderes als in Deutschland. Die Vorlesungen waren in Praxis und Theorie unterteilt. Die Theorie sah so aus dass der Professor/die Professorinn zwei Stunden geredet hat, ab und zu wurden Fragen an die Studenten/Studentinnen gestellt aber eher selten. Die Praxis war eher mit Gruppenarbeiten und Vorträgen ausgefüllt. Was mich am Anfang auch überrascht hat war der lockere Umgangston zwischen Studenten/Studentinnen und Professoren/innen, dort werden die Professoren/innen sogar geduzt.
Zu Beginn der Vorlesungszeit gab es ein Informationstreffen für alle Erasmusstudenten von dem ich aber nicht sehr viel mitgenommen habe weil es einfach zu viele Informationen auf einmal waren. In meiner Fakultät gab es dann nochmal ein Extratreffen was mir mehr weitergeholfen hat. Wir wurden von der dortigen Erasmuskoordinatorin sehr unterstützt in allen Formalität und so weiter, uns wurde das Haus gezeigt (in dem man sich relativ schnell und gut zu Recht finden kann) und wir konnten uns gegenseitig etwas kennenlernen. Ich muss aber auch sagen, dass ich keinen Kontakt hatte mit den anderen Erasmusstudentinnen von meiner Fakultät hatte, da wir alle in unterschiedlichen Vorlesungen waren und uns nicht über den Weg gelaufen sind. Ich habe auch eher Kontakte mit Spaniern/Spanierinnen gesucht weil ich mein Spanisch verbessern wollte und mit Menschen aus anderen Ländern man doch versucht ist, englisch zu reden oder deutsch. 

Am Anfang habe ich mir schon etwas schwer getan in den Vorlesungen mitzukommen, gerade wenn die Professoren/innen sehr leise oder mit einem Akzent geredet haben. Aber ich habe mich gut daran gewöhnt und bin zum Schluss ziemlich gut mitgekommen. Durch die Gruppenarbeiten und Vorträge in den Praxisteilen konnte ich auch Kontakte mit meinen spanischen Komilitonen/innen knüpfen. Dass war aber nicht so einfach, denn ich hatte viele Vorlesungen aus dem 3. Semester und die anderen hatten natürlich schon ihre Gruppen und Freundeskreise. Mit ein paar hat es aber doch geklappt in Kontakt zu kommen und es gab interessante Gespräche, gerade der Austausch über die Soziale Arbeit in Spanien und in Deutschland fand ich sehr bereichernd. Ich fand auch gut, dass wir als Erasmusstudenten/innen die ersten zwei bis drei Wochen Zeit hatten, uns alle Vorlesungen anzuhören die uns interessiert haben. Erst danach mussten wir uns endgültig festlegen. An der Uni gibt es auch einige Angebote im Bereich Sport und Musik und gerade in der Fakultät Soziale Arbeit finden viele Diskussionsrunden und thematische Veranstaltungen statt was wirklich sehr interessant ist. Ich war zum Beispiel in einer Theatergruppe dabei, wir haben kleine Theaterstücke zu sozialkritischen Themen erarbeitet und aufgeführt, um das Publikum zur Diskussion anzuregen.

In Madrid gibt es eine Menge an Angeboten und Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Es gibt einige Parks in denen die Menschen viel unterwegs sind im Sommer. Dort gibt es auch Möglichkeiten Sport zu treiben. Auch im Bereich Kultur findet sich viel zu besichtigen, z. B. Museen und andere Ausstellungen, den Königspalast usw. Wer sich für Theater oder Musik interessiert findet auch immer kostenlose oder für Studenten relativ preisgünstige Angebote und Veranstaltungen, auch unter der Woche.
Natürlich kann man auch gut ausgehen in Madrid und auch hier gibt es sehr viele verschiedene Plätze und auch günstigere oder teurere Möglichkeiten. Eine der besten Erfahrungen fand ich die Begegnungen mit Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen und die Möglichkeit, Zeit mit ihnen zu verbringen und so ein Stück weit ihr Land, ihre Heimat kennenzulernen. Sehr interessant ist auch, dass ich so (wieder mal) einen anderen Blick auf Deutschland gewonnen habe. Durch den Austausch mit anderen über Deutschland, denn die meisten Leute fragen auch wie es dort so ist, habe ich angefangen mein Heimatland nochmal ganz anders zu betrachten.