Praxisreflexion im Szeneviertel

Studierende besuchten Soziale Arbeit in Dresden-Neustadt

Am 29. November 2012 traf sich das Seminar „Praxisreflexion“ im 4. Semester Direktstudium mit Professor Dr. Christoph Meyer zum Lokaltermin in Dresden. Vom Wohnprojekt b33 ausgehend erkundeten die Studierenden gemeinsam die Soziale Arbeit im Gründerzeitviertel „Äußere Neustadt“. Der Rundgang führte zum Stadtteilhaus sowie zur Treberhilfe Dresden.
„Wäre das Wetter schöner gewesen, hätten wir noch mehr Praxisstellen der Sozialen Arbeit besucht“, bedauert Seminarleiter Meyer die Tatsache, dass die Gruppe ausgerechnet zum Dresden-Tag vom Wintereinbruch voll erwischt wurde: „So haben wir die Indoor-Anteile vor Ort ausdehnen müssen, aber ich glaube für die Studierenden war es trotzdem interessant.“
Ein erster Gang führte die Seminargruppe zum Stadtteilhaus in der Prießnitzstraße, wo Projektkoordinatorin Ulla Wacker ausführlich in ihr Projekt einführte: die „Zeitraumkoordination“ und die soziokulturelle Arbeit in einem sich allmählich gentrifizierenden Stadtteil. Höhepunkt der Besichtigung des Stadtteilhauses war der Gang durch das „BRN-Museum“, welches in einem Raum die Geschichte der berühmten „Bunten Republik Neustadt“ erzählt. Das ist, vor allem bezogen auf die 1990er Jahre, nicht nur die Geschichte eines selbstbestimmten Aufbruchs, sondern leider auch von dessen Niedergang im Zuge einer schleichenden Entdemokratisierung der Kommunalpolitik nach der Etablierung der bundesdeutschen Bürokratie. Problematisch ist, so der überwiegende Eindruck der Seminarteilnehmerinnen, dass die soziokulturelle Arbeit des Stadtteilhauses finanziell kaum gefördert wird und daher den Wirkungsmöglichkeiten Sozialer Arbeit in den Stadtteil hinein Grenzen gesetzt sind. Gleichwohl waren einige beeindruckt, wie viel hier trotzdem auf die Beine gestellt worden ist.
Der zweite Außentermin am Nachmittag ging über den Albertplatz hinweg zur Treberhilfe Dresden e.V. Hier ist der Arbeitsplatz von Thorsten Deigweiher, Streetworker. An nassen Hunden vorbei bahnte sich die Gruppe einen Weg in einen gemütlichen Raum mit Kaffee und Tee, wo Deigweiher ausführlich und immer interessant seine Arbeit vorstellte: die Mobile Jugendarbeit als stadtweites aufsuchendes Angebot der Jugendhilfe im Dresdner Stadtgebiet. Hier werden mit einem Doppelstock-Gelenkbus (dem „JUMBO“) zu festen Zeiten an bestimmten Wochentagen junge Menschen an ihren Treffpunkten im Stadtgebiet aufgesucht. So entsteht ein mobiler Jugendtreff als Stelle zur Beratung, Gespräche, zum Spiel und Sport. Im Kontaktladen in der Dresdner Albertstraße finden sich sanitäre Anlagen, eine Kleiderkammer, Arbeitsplätze mit Computer sowie eine Bibliothek und ein Aufenthaltsraum mit Teeküche. Hier findet, lebensnah, Beratung in allen Lebenslagen statt.
In der Diskussion wies Deigweiher auf die Kürzungen der mobilen Jugendsozialarbeit hin. Diese Einsparungen, so machte er klar, bringen in der Summe nichts. Was an Streetwork und offener Sozialarbeit – an echter Prävention also – gespart wird, verursacht nachher umso mehr Kosten bei der „Reparatur“, also beispielsweise bei den Hilfen zur Erziehung und staatlichen „Betreuungs“maßnahmen. Ein sozialpolitisches Umdenken tut not, nicht nur auf kommunaler Ebene, so das Fazit des Dresden-Tages.

Links zu den besuchten Praxisstellen: Stadtteilhaus Dresden und Treberhilfe-Dresden