'Nordböhmen 1945 bis heute'

Wann startete die Ausfahrt?‎

Also…genau genommen… am Mittwoch, den 03. Mai 2012, um 06.00Uhr in Langenchursdorf…danach düste ich mit dem Auto schnell nach Chemnitz, um Katalin und ihr Gepäck einzuladen und auf ging’s nach Dresden. Dort angekommen hießen uns (Punkt 08.00Uhr) Susanne Gärtner und Frauke Wetzel im Büro des Herbert- Wehner- Bildungswerkes e.V. willkommen.

Welches Ziel hattet ihr bei der Seminarreise im Auge?‎

Unser erstes Ziel war Usti nad Labem. Von dort aus reisten wir in verschiedene Orte in der Grenzregion (Tschechien- Deutschland).

Wie habt ihr euer Ziel erreicht?‎

Mit viel Geduld und dem ‚guten Navigationssystem’… Nein… wir sind in Fahrgemeinschaften mit PKWs gefahren. Susanne hatte uns einen Routenplan ausgedruckt, der leider keine Ortsangaben enthielt, sondern nur Straßenangaben z.B. S126 oder so ähnlich… So wurde unsere Hinfahrt schon zu einem großen Abenteuer- der Weg ist das Ziel!

Wo habt ihr übernachtet?‎

Wir haben im Hotel Bohemia übernachtet. Das steht direkt in der Innenstadt von Usti nad Labem. 

Was hast du erlebt?‎

Am Donnerstag..ja..also... nach der Ankunft gingen wir lecker Mittag essen. Gestärkt machten wir einen Stadtrundgang durch Usti nad Labem. Frauke Wetzel führte uns über zwei Stunden durch die Stadt und gab uns einen Einblick in deren Geschichte. Am Abend sahen wir im Clubkino Mumie den Film ‚Poustevna- das ist Paradies’. Danach stellte sich der Regiesseur unseren Fragen. 

Am Freitagmorgen frühstückten wir uns durch das Hotellbuffet, um gut für den Tag vorbereitet zu sein. Danach fuhren wir in die Ortschaften Merboltice, Rychnov und Vernerice. Diese Orte zählen zu den verlassenen Dörfern, die nach 1945, im Zuge der Benes Dekrete, von den Deutschen aufgegeben wurden. Peter Karlicek erklärte uns sehr, sehr, sehr,… viele Fakten zu den Dörfern. In Rychnov besuchten wir ein Denkmal. Ein Bewohner des Dorfes kam auf uns zu und erzählte uns spannende Geschichten über das Denkmal und die Entwicklung der Ortschaft. In Vernerice aßen wir in einer Kantine zu Mittag. Vor der Kantine stand ein alter Gasthof. Auch hier waren die Spuren der Vergangenheit abzulesen. Das Haus trug noch immer die Inschrift ‚Gasthof zur Krone’. Danach fuhren wir ein Stück aus Venerice heraus- ringsum waren nur Felder zu sehen, die ebenvoll mit Löwenzahn waren. Wir liefen auf eine kleine Anhöhe- den Gottesberg. Dort soll einmal eine Wallfahrtskirche gestanden haben, von der nichts mehr zu sehen war. Nur eine Allee von Bäumen ließ den ehemaligen Weg erahnen. Dann fuhren wir wieder Richtung Usti nad Labem. Auf dem Weg kamen wir durch einen kleinen Ort mit einem Bahnsteig. Auf diesem waren sehr alte Bahnwagons und Lokomotiven abgestellt. Ich musste unbedingt anhalten und diese fotografieren… zu welcher Zeit die wohl gerollt sind? Im Hotel angekommen stand schon der nächste Programmpunkt auf dem Plan. Steffen Neumann, Journalist der SZ, stand uns Rede und Antwort. Vor allem die Situation der Roma in Tschechien war hier Thema. Am Abend fuhren wir mit der Gondel zum Ausflugslokal Vetruse, um dort in gemütlicher Runde den Abend ausklingen zu lassen.

Am Samstagmorgen informierte Frauke Wetzel nochmals zur Thematik Roma und dem Antiziganismus in Tschechien. Danach besuchten wir das Zentrum von und für Roma in Trmice. Martin Cichy stellte uns die Begegnungsstätte vor. Er erklärte, dass diese vorwiegend von Roma genutzt wird, aber auch andere Menschen die Angebote in Anspruch nehmen. Er betonte, dass es wichtig sei, für sozial ausgegrenzte Menschen Teilhabemöglichkeiten zu schaffen. So bietet das Zentrum Kinderangebote, Mobile Arbeit, verschiedene Beratungsdienste und anderes. Nach dem Gespräch mit Martin Cichy hatten wir Zeit zum aktiven fotografieren. Peter Karlicek und Frauke Wetzel hatten uns am Vorabend von den verlassenen Dörfern erzählt, welche aufgrund der schlechten Infrastruktur seit den 60er Jahren komplett leer standen. Wir entschlossen uns in einer kleinen Gruppe loszufahren, um diese Ortschaften zu finden. Der Weg war das Ziel- zweimal abenteuerlich falsch gefahren, zweimal nachfragen mit Händen und Füßen- Ankunft- juhuuu!!! So stiefelten wir durch den Wald. Einige Anhaltspunkte ließen schon zu Beginn unserer Wanderung erkennen, dass hier einmal Menschen gewohnt haben mussten. So standen Obstbäume im Wald und eine alte Strom- und Wasserleitung war auch noch zu erkennen. Entlang des Weges entdeckten wir immer wieder neue Ruinen, die vollkommen zugewachsen waren. Innerhalb der Grundmauern fanden wir alte Türbeschläge, Nägel und eine Tasse. Leider war das Wetter nicht auf unserer Seite- es begann zu regnen und ein Gewitter zog auf. So brachen wir  schon bald wieder in Richtung Hotel auf. Am Abend fuhren wir auf einen alten Hof nach Rehlovice. Dieser dient heute als Kulturzentrum, Künstlerhof und deutsch-tschechische Begegnungsstätte. Es wurde gemeinsam gegrillt und wir sahen uns die Fotos aller TeilnehmerInnen an.

Am Sonntag waren wir alle noch sehrrrrrrrr… müde. Anke Hahn machte mit uns eine Grenzlandwanderung zur Wahrnehmung des Landschaftswandels. Danach fuhren wir nach Slukenov. Frau Dr. Eva Habel begrüßte uns und berichtete uns über die Situation der Roma im Ort sowie über die Arbeit im Kinder- und Jugendzentrum. Danach werteten wir das Seminar aus und es ging ab nach Hause…

Was bewarst du dir von der Reise?‎

Viele neue Kontakte, Eindrücke, Erinnerungen, den Wunsch nochmal in die Region zu fahren… an meiner Familiengeschichte zu forschen...

  Vielen Dank!