Gedenkstätten Mecklenburg- Vorpommern

Landkreis Ludwigslust- Parchim

Vom 13.09.-18.09.2012 fuhren wir in den Landkreis Ludwigslust- Parchim, um verschiedene Gedenkstätten und historische Orte, welche an die Zeit des Nationalsozialismus erinnern, aufzusuchen. Die ‚Alte Schule‘ in Hohenwoos wurde zu unserer Unterkunft.

Am ersten Tag unserer Reise fuhren wir zur Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune bei Gardelegen. Hier wurden 1016 Menschen zu Opfern eines geplanten Brandanschlages der Nationalsozialisten.

Während des Seminars suchten wir auch die ehemaligen KZ- Außenlager Wöbbelin und Neustadt- Glewe auf, in denen tausende Personen unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert waren. Das Konzentrationslager von Wöbbelin wurde im Frühjahr 1945 von der US Armee aufgelöst. Diese veranlasste, dass im Schlosspark von Ludwigslust ein Friedhof der Opfer eingerichtet wurde. Die Ruhestätte dient heute als Ort der Erinnerung. In Wöbbelin selbst befindet sich das Theodor- Körner- Haus, welches an den Dichter erinnert. Im Mai 1945  fanden vor Ort auch 70 Häftlinge des KZ Außenlagers Wöbbelin eine Ruhestätte. Frau Ramona Ramsenthaler leitet das kleine Museum und leistet pädagogische Bildungsarbeit mit verschiedenen Gruppen. Erzählcafes, Kreativarbeiten und das Gestalten von regionalen Gedenkstätten im Zusammenhang historischer Ereignisse stehen dabei im Vordergrund ihrer Arbeit. „Ich arbeite mit Schulklassen, älteren Menschen, BesucherInnen, TouristInnen, ZeitzeugInnen. Es ist eine sehr spannende Arbeit, immer wieder ergeben sich neue Zufälle“, erzählt Frau Ramsenthaler.

Auch die Nachkriegszeit wurde zur Herausforderung der Menschen. Auf Spurensuche begaben wir uns in das Dorf Mestlin. Dieser Ort galt als sozialistisches Musterdorf und wurde bis zum Jahr 1957 errichtet. Die Wohnbedingungen waren komfortabel. Es entstand eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft und auf dem großen Marktplatz und im Kulturhaus wurden verschiedene Veranstaltungen abgehalten. Nach der Wende wurde das Kulturhaus nicht mehr genutzt und verfiel. Seit 2008 versucht ein Kulturverein das große Haus zu restaurieren und für neue Kulturveranstaltungen nutzbar zu machen.

In Kleingruppen erkundeten wir Rüterberg und Lübtheen. In Rüterberg hatten die Studierenden die Möglichkeit den ehemaligen Bürgermeister zu befragen. Er erzählte, dass der Ort während der Zeit der DDR Sperrgebiet war und ausschließlich Anwohner und Anwohnerinnen den Ort betreten durften, da dieser nach Auffassung der Regierung gute Fluchtmöglichkeiten bot. Der Ort Lübtheen fand durch das Bürgerbüro der NPD schon Erwähnung in den Medien. Die Studierenden befragten Bürger und Bürgerinnen vor Ort nach ihren Wünschen bezüglich der Gemeinde. Die Menschen in Lübtheen sprachen sich gegen das auferlegte Image durch die NPD aus und betonten zu dem, dass mehr für junge Menschen getan werden müsste, beispielsweise die Eröffnung eines Jugendclubs.

Auf der Reise wurde uns deutlich, dass Erinnerungsarbeit im geteilten Deutschland sehr unterschiedlich stattfand. In der DDR wurden Gedenkstätten des Zweiten Weltkrieges von der Regierung instrumentalisiert, beispielsweise für Vereidigungen. Auch die einzelnen Opfergruppen fanden keine Erwähnung. Denkmale aus dieser Zeit sind nur unzureichend beschriftet und geben keine Auskunft über Geschehnisse. Zum Abschluss gaben uns Herr Prof. Dr. Pfüller und Herr Prof. Dr. Meyer Tipps zur Erarbeitung unserer Projektarbeit. Danach packten wir unsere Koffer, stärkten uns beim Mittagessen und  begaben uns  auf die lange Heimreise. Diese letzte Seminarfahrt gewährte uns allen einen Einblick in die unterschiedlichen Formen des Erinnerns und gab nochmals Anregungen in Bezug auf die anstehende Projektarbeit.