Ein (Praktikums-)Sommer in Südafrika

Letzten Sommer verbrachten wir, Thomas Rommel (links) und Maik Panzert (rechts) in der Limpopo-Province im nördlichen Südafrika. Dort arbeiteten wir in Lulekani, einem Township der Stadt Phalaborwa. Dieses Township liegt in der Nähe des Krüger Nationalpark an der Grenze zwischen Südafrika und Mosambik.

Townships wurden in der Zeit der Apartheid bis 1994 angelegt. Dies waren Wohnsiedlungen für die schwarze Bevölkerung, da es Schwarze zu dieser Zeit nicht erlaubt war in den Städten zu leben. Tonwships mussten sich mindestens in einem Abstand von 15 km von der Stadt entfernt befinden. Auch heute, fast zehn Jahre nach dem Ende des Apartheidsystems leben die meisten Schwarzen noch in diesen Townships. Weiße trifft man fast ausschließlich in den Städten. Die Armut sowie die Arbeitslosigkeit in diesen Gebieten ist meist sehr gravierend. Die Arbeitslosenquote in der Limpopo Province liegt bei ca. 40%.

In Lulekani leben ca. 25000 Menschen. Viele von ihnen sind Flüchtlinge aus Mosambik, die während des Bürgerkrieges durch den Krüger Nationalpark nach Südafrika gelangten. Bei diesen Menschen ist die Armut noch größer als bei den Schwarzen aus Südafrika, da Flüchtlinge welche keine südafrikanische Staatsbürgerschaft besitzen auch keine Arbeitserlaubnis erhalten. So leben sie unter noch ärmlicheren Verhältnissen als die meisten Südafrikaner in den Townships. Ein weiteres Problem, welches durch die große Armut noch verstärkt wird ist die Aids- und HIV- Rate. Sie liegt hier bei der Bevölkerung bei ca. 40%.

Auch heute sind immer noch fast nur Schwarze von der Arbeitslosigkeit betroffen. Dies liegt zum einen möglicherweise daran, dass der größte Teil der Wirtschaft immer noch in den Händen der Personen liegt, welche bereits in der Apartheid den Markt beherrschten und zum anderen daran, dass es wohl viel länger als zehn Jahre dauern wird bis die Spuren des Apartheidsystems ausgemerzt sind. Auch besteht bis heute zwischen der Schwarzen und der Weißen Bevölkerung Südafrikas ein immenser Unterschied im Bildungsniveau, da in der Apartheid Schwarze nicht dieselben Schulen wie Weiße besuchen durften, auf welchen ein höherer Bildungsstandart herrschte. Außerdem durften Schwarze nicht studieren und ihnen wurden somit viele Berufsausbildungschancen verwehrt. Es ist somit nicht verwunderlich, dass ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften besteht. Des Weiteren herrscht unter großen Teilen der weißen Bevölkerung Südafrikas immer noch Rassismus und Diskriminierung gegen die schwarze Bevölkerung vor. Dies haben wir in vielen Situationen selbst erleben müssen.

In Lulekani arbeiteten wir bei Leka Gape, was so viel heißt wie "noch eine Chance". Dies ist ein Projekt, welches von einer deutschen Sozialarbeiterin gegründet wurde. Es besteht aus mehreren Teilprojekten wie einer Bäckerei, einem Büro wo verschiedene Dienstleistungen wie Kopieren von Dokumenten, Abtippen von verschiedensten Schreiben und vieles mehr angeboten wird außerdem betreibt Leka Gape noch einen Kindergarten, eine Tourist Route und die Soup Kitchen.

Im letztgenannten Projekt waren wir tätig. Unter Soup Kitchen ist allerdings nicht eine herkömmliche Suppenküche zu verstehen, in der Straßenkindern essen ausgegeben wird. Das komplette Projekt war dazu ausgelegt, Kindern die durch die ärmlichen Lebensverhältnisse ihrer Familie nicht in die Schule gehen konnten, diese Möglichkeit wieder zu eröffnen. Dazu war es nötig eine Bindung mit ihnen und den Familien aufzubauen, welches als einer von 20 Weißen unter ca. 25.000 Schwarzen relativ schwer fällt. Deswegen ist das Verteilen von Essen an Straßenkinder ein erfolgreiches Mittel um ins Gespräch zu kommen. Während unserer Zeit in Südafrika waren wir allerdings nicht die einzigen Studenten in Lulekani.

Thomas Rommel und Maik Panzert