5. Sächsische Seniorenball

Alles Walzer zum kleinen Jubiläum - Der 5. Sächsische Seniorenball

Am 24. und 25. September 2016 fand der fünfte Sächsische Seniorenball statt. Eindrucksvolle Kulisse war wieder der historische Ballsaal im Traditionshaus Watzke am Dresdner Elbufer. Geschmückt mit über 3500 Blumen und 400 Meter Tüll bot sich in der Landeshauptstadt ein ganz besonderer Ort, um an die längst vergessene Tanz- und Ballkultur zu erinnern - sie wieder aufleben zu lassen - und es ist wunderbar gelungen.

Dies ist keine Selbstverständlichkeit angesichts der immer größeren Aufwendungen in wahrlich unsicheren Zeiten. 135 Akteure im Hintergrund, zahlreiche Ehrenamtliche, ein Ballkomitee, das von Studierenden mit konkreten Praxisforschungsaufträgen der Hochschulen Zittau/ Görlitz und Mittweida unterstützt wurde sowie zahlreiche Sponsoren und Förderer haben den Ball erst ermöglicht - und entstanden ist ein rauschendes Tanzfest für und mit SeniorInnen. Unter Schirmherrschaft des Ingetraud-Wilhelm-Kreises für psychohistorische Arbeit und Generationenverständigung sowie mit Ehrenpatronanz der einstigen Leiterin des Wiener Opernballs, Frau Prof. Lotte Tobisch, Baronin von Labotýn aus Wien besuchten an beiden Balltagen etwa 700 Gäste das großartige Tanzspektakel und der veranstaltende Verein für Soziale Projekte, SoPro e.V., konnte die große Nachfrage an Eintrittskarten im Vorfeld kaum bewältigen.

In diesem Jahr waren Tänzerinnen der Showtanzgruppe Ottendorf-Okrilla mit akrobatischen Darbietungen zu bewundern, Startänzer Achim Nimmler, einst an der Dresdner Palucca-Schule aktiv, war wieder mit seinen Artemis-Dancers im Ballett- und Stepptanz auf dem Parkett vertreten, der 1. Dresdner Rock´n Roll-Club präsentierte mitreißende Beats in Formation mit Kindern und Erwachsenen, der TSC Excelsior zeigte in einem Showturnier der Standardtänze, was Disziplin und Leistungsstärke im Tanz bedeuten - Meisterpaare drehten strahlend ihre Runden, so auch in der Lateinamerikanischen Sektion. Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt der Rollstuhlfahrtanzgruppe aus Görlitz - mit Esprit und Lebensfreude zeigten die Künstler, wie relativ Behinderung sein kann.

Und wieder gab sich ein Stargast die Ehre: Monsieur Peter Wieland aus Berlin, der mit 86 Jahren und kraftvoller Stimme Weltmusik brachte. Und zwischendurch zur Plattenmusik und zu den Klängen der Kapelle Kubat tanzte das Publikum - und dies äußerst ausgelassen. Erstmals wurde der Ball komplett aufgezeichnet, erstmals gab es einen Spontanchor, erstmals wurde ein eigenes Seniorenball-Shop-Sortiment entwickelt und verkauft, es gab eine Tanzpartnerbörse als Premiere und Gäste durften ihre Portaitbilder mitnehmen. Moderiert wurde der Galaball von Madame Adrienne Höfgen, die mit Charme und Humor durchs Programm führte und die die neue Bühnenkulisse einweihte. Das Gesicht des Balls ist jedoch nicht nur elegant und stimmungsvoll. So ist die Galaveranstaltung immer auch sehr authentisch, wenn es um die Inklusion von Menschen mit Hilfe- und Pflegebedarf geht oder wenn aktuelle Themen Raum einnehmen. So waren auch Menschen mit Migrationshintergrund zu Gast und damit leider auch nicht unerhebliche Diskriminierungen spürbar. Auch wenn (scheinbar) nur am Rande - es wurde deutlich, wie wichtig interkulturelle Verständigung ist und bleibt. Nach unserem fünften Ball können wir getrost sagen: Wir brauchen uns - mehr denn je und unabhängig, wie alt man ist und wo wir unsere Wurzeln haben. Und wir hoffen, dass Musik und Tanz weiterhin helfen, einander näher zu kommen.

Prof. Dr. Michel C. Hille