Illusion und Wirklichkeit

Fachtag: Berufliche Ausbildung und Unternehmen.

Drei Jahre Forschungsarbeit an der Hochschule Mittweida, unter der Leitung von Prof. Dr. Gudrun Ehlert und Prof. Dr. Stephan Beetz, ergeben eine breite Datenbasis zur Beschreibung des Übergangs von der allgemeinbildenden Schule hin zur Berufsausbildung und späteren Erwerbstätigkeit im Landkreis Mittelsachsen und der Stadt Chemnitz. Die Übergangsdiskussion in der Region, wie auch auf Bundesebene, ist u.a. geprägt von den Themen: Fachkräftebedarf, Berufsorientierung und kommunale Koordinierung beruflicher Bildung.

Der Fachtag am 8. Dezember 2014 diente der Diskussion der Forschungsergebnisse mit Wissenschaftler_innen, Unternehmer_innen und Akteuren der beruflichen Bildung. Einen Schwerpunkt der Debatte bildete die 1. Schwelle der Übergang von der allgemeinbildenden Schule in die Berufsausbildung und die Frage danach, anhand welcher Kriterien Jugendliche Ausbildungsentscheidungen treffen. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen Martina Lück und Timo Groß stellten ausgewählte Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen vor: Eine Befragung von Auszubildenden machte deutlich, dass 566 der 1145 befragten Jugendlichen angaben, sie hätten keinen klaren Berufswunsch nach Beendigung der allgemeinbildenden Schule gehabt . Was können in diesem Rahmen Berufsorientierungsprogramme leisten? Wen erreichen sie und wer gibt den Jugendlichen Orientierung in ihrer beruflichen Ausrichtung? Jugendliche wachsen zunehmend arbeitsweltfern auf und haben wenige Erfahrungsfelder, um zu erkennen, was Arbeit ist, so Dr. Wilfried Kruse von der Arbeitsgemeinschaft „Weinheimer Initiative“. Der Arbeitsmarkt ist heutzutage sehr dynamisch, gleichzeitig, machte Dr. Kruse darauf aufmerksam, dass sich Traditionswege innerhalb der Familie auflösen. Ein zweiter wichtiger Punkt in der geführten Debatte bestand in der Frage, ob und wie berufliche Bildung steuerbar ist. Bildung ist ein wichtiger Standortfaktor für eine Kommune und somit sollte es im Interesse einer Kommune liegen, Bildungsabbrüche und misslingende Übergänge zu vermeiden. Dr. Kruse sprach dabei von notwendigen „lokalen Verantwortungsgemeinschaften“ und einer „lokalen Kulturentwicklung für kommunale Koordinierung“. 

Wirtschaft und Wissenschaft im Dialog

Zum zweiten Teil des Fachtages begrüßte Prof. Dr. phil. Ludwig Hilmer, Rektor der Hochschule Mittweida und Prof. Dr. phil. Gudrun Ehlert die Gäste.

Als zentraler Beitrag erfolgte die Vorstellung ausgewählter Beispiele aus der im Jahr 2014 durchgeführten Befragung von Unternehmer_innen im Landkreis Mittelsachsen durch Martina Lück und Timo Groß. Eine vertiefende Debatte wurde im Anschluss an die Vorträge von Walter Stuber (Gemeinhardt Gerüstbau Service GmbH Roßwein) und Dr. Wilfried Kruse (AG Weinheimer Initiative) innerhalb der Podiumsdiskussion ermöglicht. Vertreter_innen aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Bildung und Verwaltung diskutierten über die Gestaltung der Bildungsübergän¬ge, Strategien zur Fachkräftesicherung und kommende Herausforderungen am Übergang Schule-Beruf. Die Fragen nach dem Beginn von Berufsorientierung und Bildungsverantwortung führten zu angeregten Diskussionen. Wichtige Impulse und Einblicke in Praxis gaben auf dem Podium: Prof. Dr. Gudrun Ehlert (Hochschule Mittweida), Daniel Herold (ver.di Jugend), Jörg Höllmüller (Landratsamt Mittelsachsen), Dr. Wilfried Kruse (AG Weinheimer Initiative), Dr. rer. medic. Dipl.-Med.-Päd. Katharina von Lindeman (Medizinische Berufsfachschule der Klinikum Chemnitz gGmbH), Mario Peisker (Kreishandwerkerschaft Mittelsachsen), Walter Stuber (Gemeinhardt Gerüstbau Service GmbH Roßwein), Anne Zeumer (IG Metall Chemnitz).